damals, ein spaziergang, der kottenforst zwischen bahnstation und schnellstraße, durch schatten, zwischen bäumen, und, hätten wir es nur gewagt in so viel licht, auch abseits vom wege, immer den küssen nach. in einer stillen kurve zeit menschenstimmen vergessen. brot und eier essen an einer bank, die ich nicht wiederfinde und nicht zu suchen wage, an wegekreuzen vorbei, unter denen heute abendlicht liegt und aller lärm fern ist.
ein bach, der bach, trug die landschaft und die weidenwipfel (oder waren es erlen, oder pappeln?) davon, oder verhielt sie, je nachdem, wie man den kopf wandte, während hinter den bäumen (erlen, weiden, pappeln), jenseits des schattens, die felder, oder waren es wiesen, in strahlung standen, halm um leuchtenden halm; und du später, nachdem du verborgen in gräsern wasser gelassen hattest, über die wiese schrittest, rechts und links versonnen nach den blütenköpfen zielend, dein haar schwarz unter der sonne, und pollen deine füße netzte. und wir hatten ein insekt beobachtet, weiß ich noch, und ich narr! habe vergessen, ob es ein käfer war oder eine hummel oder etwas ganz anderes, ebenso wie ich nicht mehr weiß, ob es pappeln oder weiden oder erlen waren, und ob dahinter felder leuchteten oder eine wiese. hast du gelacht, als du über die wiese gingst, den kopf leicht zur seite geneigt? hast du gelächelt? wie oft haben wir uns geküßt an diesem tag?
könnte ich diesen tag, den einen nur, noch einmal erleben, wir würden den küssen folgend vom wege abgehen. und wie genau wollte ich mir dann alles merken, und es niemals mehr vergessen, nicht die weiden, nicht den käfer, die gefangenen bilder des bachs nicht und auch nicht dein lächeln, wie es sich mir entgegenhob, abseits des weges, bekränzt von knisterndem laub.
Tag: 23. April 2007
im haus der eltern
orte der kindheit aufgesucht. manchmal so ein glückhaftes abtasten, wände im hellen im dunkel. schlaf unter fernen glocken. ich und das buch mit orangefarbenem einband – ein kugelschreiber – eine marzipankartoffel – kaffee. still aufgehängt in die koordinaten von kühlschrankgeblubber und ticktack. langsam die minuten zerschreiben. eis unter den stiefeln, bäume unter raben, und den himmel streift man von sich, wenn der abend kommt. ich denke nicht daran, daß ich einmal geliebt habe, vor ein paar jahren, gerade erst. wieder einmal heißt es, glücklich gewesen zu sein. aber daran denke ich jetzt nicht. sich dem kaffee widmen, diesen kleinen dingen: dem klingen des löffels gegen das porzellan. das rauschen, wenn der zucker durch die schwarze oberfläche gleitet. das pochen, wenn man die tasse abstellt. die bitterwarme süße im hals, in der nase. sich dem widmen wie einem gebet. einem gedicht, das nur darauf wartet, geschrieben zu werden. winter im winter. die luft so hell, daß die stimmen weit tragen, das bellen von hunden, rosa kindergeschrei, quietschen langsamer räder. daß ich hier so lange war, in diesen räumen, ein ganzes leben, eine ganze welt lang, kommt mir unglaublich vor. es ist das eigentliche, ohne das eigentliche noch zu sein. abermals glocken. so ein geschmack vor der zunge. die uhr schüttelt ihre silbrigen schläge aus. die zeit sammelt sich sirrend im ohr.
ich hätte hier auch gestern sitzen können, oder vorgestern. alle orte sind so, daß sie mich enthalten können, und doch bin ich nirgendwo enthalten.