der erste rückschlag, die erste kursänderung des romans: ich kann nicht über „unsere generation“ schreiben, wie gerne ich es auch täte, mit wieviel wut im bauch: es geht nicht, weil es nicht „meine generation“ ist. ich kann mit dieser generation nichts anfangen, und Florian Illies hat wohl leider recht. eine gegendarstellung von mir kann kein wir enthalten, nur ein ich. das ist schade, weil es dem gegenentwurf die wucht nimmt. es bleibt nur ein kümmerliches selbszeugnis. ich habe keine genossen.
sich zum sprachrohr einer generation machen wollen, ist auch nicht gerade der beste grund, eine längere prosaerzählung in der volkssprache zu schreiben. unbescheiden außerdem. man könnte auch sagen größenwahnsinnig. nur mal so angemerkt. auch wenn ich wirklich sehr gerne die frage nach dem was wollten wir? gestellt und beantwortet hätte.
kann nicht vielleicht gerade auch das, dieses gefühl von genossenlosigkeit, des außenstehens, des nicht-dazugehörens und des (in diesem sinne) einsam-in-der-welt-seins ein ausdruck dieser generation sein? und wäre das, wenn es durch den text schimmerte, nicht durchaus im zentrum des anliegens angesiedelt? ich meine, ist nicht vielleicht genau das dann das thema oder zumindest auch das thema – mit aller wut im bauch und was sonst noch so dazugehört?
REPLY:
nein. mit den höheren ebenen hat man manchmal das problem des inneren widerspruchs. man kann chaos nicht zum prinzip einer “ordnung” machen; man kann regellosigkeit nicht zur “regel” erklären, man kann fehlendes generationengefühl nicht zum verbindenden gefühl einer generation machen. “diese generation verband das gemeinsame fehlen des gefühls einer verbindung”. das ist ein paradox.
aber das nur mal so. das thema ist vielmehr jetzt: ich und die anderen. obwohl ich mich immer noch von menschen umgeben sehe, die sich — gleich mir — in einem buch wie “generation golf” nicht wiederfinden.
ach was. ich sollte eine geschichte schreiben, nichts weiter.
ich persönlich LIEBE paradoxa , besonders als ausgangspunkte in die welt hinein oder hinaus, je nachdem. aber einfach eine geschichte schreiben, das ist sicher ohnehin das allerbeste…
wohl eher sowas wie Stämme. Die Jüngste, die demnach meiner “Gegeneration” angehört, dürfte jetzt etwa 18 sein, der Älteste gegen 70. Sie beide und einige dazwischen sind mir verwandt. Da sitzt man zusammen auf einem Brückengeländer, lässt die Füsse baumeln und produziert Seifenblasen, und nie spüren wir einen Altersunterschied. Was mir bei Gleichaltrigen selten geschieht.