ist diese allerorten grassierende BAUTÄTIGKEIT eigentlich irgendwie ursächlich mit jenem unsäglichen FEST verknüpft (“muß vor dem FEST noch fertigwerden”; “ist ‘ne überraschung für mami”; “sieht so hübsch aus unterm baum”)?

oder mußten noch schnell die restmittel des jahresetats für straßenbau ausgegeben werden?

ist mir egal. es ist mir hier zu laut für die jahreszeit. ich wandere aus in leisere klimate.

pst! (silentium)

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Lexothelminthes (4)

im grunde genommen ist es nicht ganz richtig zu sagen, daß ein wort, das den lexothelminthen instantiiert, „im ohr nachklingt“. da klingt nichts. viel eher geht das wort „im kopf herum“. es scheint plötzlich auf, so als wolle man es gerade aussprechen. es kommt einem in den sinn, oder, wenn noch ein bildhafter ausdruck gestattet ist, es „liegt auf der zunge“ – nicht als etwas, das, in die ränder des bewußtseins eingeschlungen, dem wachen erinnern gerade nicht zugänglich, doch eben als existenz erahnbar ist; sondern als etwas, von dem man den sanften zwang verspürt, es zu vollziehen: es auszusprechen, wenn auch nur innerlich. der ausdruck im ohr haben oder im ohr klingen ist schon deshalb falsch, weil es nicht der klang des wortes ist, der sich zwanghaft ins bewußtsein schiebt, sondern die vorstellung seiner motorischen realisierung.
geradezu typisch für den lexothelminthen ist es, aus einem text zu springen. so klang mir gestern abend nach der Apuleiuslektüre beim spülen das verb periclitari im ohr nach. fremdsprachliche lektüre scheint sich überhaupt besonders als auslöser zu eignen. mal war ist es latein, wie gestern, oder damals, als ich zum erstenmal intensiv die Metamorphosen des Ovid las, poetische wörter wie amnis, nemus, pentralia; ein andermal neugriechisch oder spanisch. fachwörter bleiben auch leicht hängen: ich erinnere mich, daß ich beim lesen von Th. Kuhns „Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ das wort transversal innerlich nachzusprechen mich genötigt fand. oder namen: tagelang ging mir die lautfolge Cirith Ungol nicht mehr aus dem kopf, und noch heute kann sie eine ganze welt, die der lektüre, wie die der wirklichkeit, die das lesen lebensweltlich umgab, heraufbeschwören wie ein feiner, seit kindertagen nicht mehr vernommener duft.

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