Aber was

Aber was willst du denn mal machen, fragte auch Ioanna, oftmals, als hätte ich ihr keine antwort gegeben (hatte ich auch nicht), ich meine, du willst doch nicht ewig in diesem Hotel bleiben. Sie sprach „Hotel“ aus, als hätte „Abort“ gesagt. An ihrem Akzent lag es nicht.
Ja, was wollte ich „mal machen“, wie es immer hieß? Abgesehen von der Formulierung, die mir schon bald auf den Geist gehen sollte – in diesem Abort wollte ich wirklich nicht bleiben. „Irgend was mit Sprachen“, war meine Standardantwort, und bald sollte sie mir ebenso vague verhaßt werden wie die Frage, auf die sie Antwort gab, ohne zu antworten. Obwohl es ja stimmte. Etwas mit Sprachen: aber was? Und wirklich? Was war mit der Chemie? Mit der strengen Schönheit der Naturwissenschaft? Mit der Mathematik, die ich noch kaum kennengelernt hatte? Aber ich brauchte nur wieder zu den agglutinierenden Mäandern meiner Sprache zurückzukehren, um zu wissen, was ich wollte – oder es zu ahnen, denn ich wußte nicht, wo ich finden würde, was ich suchte – eine Wissenschaft nämlich, die mir den eben entdeckten, ungeordneten Reichtum an Struktur auffädeln, die Dinge in Beziehung zueinander setzen, in einer verallgemeinerten Weise gliedern und mir dann seine Grenzen aufzeigen würde.

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Jetzt gehe ich los, sagte er, und spannte den Körper. Die kann man schon fast zerknüllen und in die Tasche stecken, diese nicht einmal drei Stunden, sagte er. Dann lachte er ein wenig. Er legte die Hände auf den Tisch, beugte sich vor und erhob sich, ein gewaltiges Bündel von Schultern, Armen und Kopf, warf einige Geldstücke auf den Tisch und setzte die Mütze auf. Dann nickte er, wie um zu sagen, na, weißt schon … weißt schon. Der Stuhl rückte. Glas blitzte im Drehen auf, ein Quietschen von zitternden Spiegelungen, die sich über den Schultern schlossen, ein Schlag von Metall, er war draußen.
Draußen, wo wieder die Jahrmarktorgel zu spielen begonnen hatte.
Ein Kellner näherte sich lautlos und nahm die Münzen fort.

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