Am Fluß

Als ich mich noch einmal umwandte, saß er unverändert, das Kinn in der Hand, die grauen Augen zur Erde gerichtet. Das letzte, was ich sah, war, wie er einen Stein aufhob, ihn nachdenklich in der Hand drehte, dagegenblies und ihn dann dem Steinmännchen zufügte. Neben ihm stampfte der Fluß über die Steine. Gedankenverloren wischte er sich einen Spritzer von der Wange. Die Föhren woben ihm wippende Schatten ins Haar.
Kurze Zeit später hörte ich wieder meine Schritte.
Ich verstand nicht, was er mir mit seinem letzten Wort hatte sagen wollen. Vor einem Streif Sonne im Gras blieb ich stehen. Hinter mir lärmte, gedämpft durch den Moränenkamm, der Fluß. Die Föhren rauschten leise. Ich fragte mich, ob ich noch einmal zurückgehen sollte und verwarf es. Er hatte gesagt, was er sagen wollte oder konnte. Käme ich nun zu ihm zurück, er wäre vielleicht gar nicht mehr da, wie er es selbst gerade gesagt hatte von ihr. Er hatte mich nicht angesehen, als er es sagte, er hatte in den Fluß geblickt, wo sein Spiegelbild geduldig in einer Woge hängend stieg und fiel. Doch auch sein Spiegelbild hatte er nicht angesehen. Vielleicht hatte er auch gar nichts gesagt, ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt gesprochen, oder ob nicht seine Lippen nur geformt hatten, was ich zu hören glaubte.
„Sie ist fortgegangen.“
Und so suchte ich wieder die Orte auf, die den Fall ihrer Füße auch gekannt hatten, das Ufer, den Wall, den Hohlweg, die Bank und die Hütte im Wald, jene Orte, die von ihr wußten, und wo ich nun mit meiner Frage alleine blieb. Wohin?
Er hätte mir keine Antwort gegeben.
Am Abend aber …

0 Gedanken zu „Am Fluß

  1. Gerade in den Naturbildern. “Die Föhren woben ihm wippende Schatten ins Haar.” “Hinter mir lärmte, gedämpft durch den Moränenkamm, der Fluß.” Das ist wirklich fein. Nur hier hinkt es ein wenig, beim “Fall ihrer Füße”. Das, vielleicht, n i c h t lyrisch nehmen. Um mich da mal einzumischen.

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