Atalante (14) Flausen an einem Sonntagnachmittag

Ich langweile mich wie ein Hund, Atalante, und dabei liegt der Tag noch in all seiner Uferlosigkeit vor mir, die vielen vielen freien Stunden, die ich mit Nützlichem füllen könnte und sollte.
Aber ich habe nur Kindereien im Kopf, und statt die Horaz-Ode zu studieren würde ich lieber deinen Strohhalm mitbenutzen, statt die Küche zu putzen lieber deinen Rock lupfen, statt die Hauptseminararbeit zu ergrübeln deine Fußsohlen kitzeln, statt den Kopf in die Bücher lieber die Nase in deine Achselhöhle stecken, und statt Lehrmeinungen würde ich lieber Speichel austauschen. Erproben, nicht ob die Konjektur stimmig ist, sondern wie deine Zunge schmecken mag. Das Buch kann ich auch später schreiben, jetzt würde ich lieber Brause in deinen Bauchnabel streuen. Siehst du, nichts als Flausen habe ich im Kopf, Atalante. Jetzt vergesse ich schon das Paradigma von σώζω, schlage zum siebten Mal das Futur von τυγχάνω nach, schütte Wasser in mich hinein, halte den Kopf unter den Blütenregen und frage mich zwischen zwei Absätzen Livius, wie du es wohl am liebsten hast; und zwischen den Stammformen von accio und accipio ist mehr als genug Platz für den schwindelnden Gedanken, wie du wohl riechen magst von Kopf bis Fuß. Und ungefähr in der Mitte zwischen beidem.
Müde blättere ich die Seite um, schlage zum achten Mal τυγχάνω nach und knabbere noch einen Keks, dabei würde ich lieber dein Ohrläppchen …
Flausen, nichts als Flausen, hab ich im Kopf.

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Solstitium (2)

einmal legte ich
die sonne ins grab

nahm sie ab
vom himmel, den sie
verhöhnt hatte

verbarg ihre härte
in einer schachtel
aus herzschlägen grob gezimmert

vergrub alles
in den schollen des windes
ließ es da liegen
unter der last
eines abgelaufenen jahres