über weblogs

was ich bei der ganzen sache nicht optimal finde, das ist — aber natürlich eine definitorische eigenschaft — die strikt und unänderbar chronologische darstellungsform eine weblogs. alles, was jenseits der “neuesten einträge” ist, verschwindet auf immer in der versenkung, höchstens noch einmal überflogen von augen, die über einen suchbegriff hereingeschneit sind — und wohl meist ebenso schnell wieder herausschneien. (die meisten zugriffe über suchmaschinen sind bei mir aus dem bereich der botanik zu verzeichnen, was nun wirklich nicht ein zentrales thema auf meinem blog ist).
mir geht es so, daß meine texte fast nie mit ephemerem tagesgeschehen zu tun haben, meist jedoch auf ein allgemeines hinausweisen, und, sofern es mir gelingt, als text für sich allein stehen können. neue leser kann man in einer blogsphäre immer nur mit neuen texten gewinnen (denn niemand stöbert in den archiven, ich übrigens auch nicht; und niemand “sucht” dich, der autor muß zum leser kommen, nicht umgekehrt), was einen ständigen druck bewirkt, immer neues zu produzieren. wenn man erreichen will, daß ein bestimmter text von möglichst vielen gelesen werden soll, so darf man aber lange nichts veröffentlichen, damit der text am anfang stehenbleibt. daraus ergibt sich ein paradox: um gelsen zu werden, muß man viel schreiben; damit etwas bestimmtes gelesen wird, darf man nicht viel schreiben. daher denke ich in letzter zeit verstärkt über eine eigene hp nach.

auch sehr enttäuschend finde ich die discrepanz zwischen eigener und fremder beurteilung meiner texte. meist bekomme ich gerade auf arbeiten, die mir besonders wichtig sind, auf die ich besonders viel mühe und nachdenken verwendet habe, die mich schweiß und ausdauer gekostet haben, auf die ich dann stolz bin, bekomme ich auf solche texte keinen kommentar. nicht einmal ein “find ich gut”, ein “find ich langweilig” oder ein “verstehe ich nicht”, nein, nichts. schweigen. atmosphärisches rauschen. dann wieder schreibe ich einen text aus drei wörtern (“halt dich raus”), der mich kaum mehr zeit gekostet hat als nötig war, ihn einzutippen, und bekomme 8 Kommentare. das dürfte anderen auch so gehen; ich habe schon einträge gesehen, die nur aus “ich hab kopfweh” oder “der regen geht mir auf’n keks” bestanden, und kommentare im zwanzigerbereich auslösten.