fundamental

früher hielt ich toleranz für eine prima tugend. ihre grenzen, oder vielmehr die grenzen meiner eigenen toleranz sehe ich heute deutlicher. wie ich schon schrieb: ich habe begriffen, daß ich in gewissen dingen ein fundamentalist bin. das bedeutet, daß ich für mich eine absolute position einnehme, die mit argumenten nicht mehr erreichbar ist. daß es mir in gewissen dingen gar nicht mehr darum geht, mich zu einigen, weil ich die antwort auf die vorliegende frage schon festgelegt habe. ich sehe klarer, wann ich überhaupt nicht mehr argumentieren will, sondern nur noch durchsetzen, was meins ist.

dabei bin ich natürlich nicht so naiv wie der rest der fundamentalisten, die glauben, ihre wahrheit sei für alle die wahrheit, oder die dem anderen mit gewalt ihre wahrheiten aufzwingen wollen. nur: ich lasse mich nicht mehr überzeugen, weil ich diesen prozeß für mich abgeschlossen habe. (in den bereichen, in denen ich fundamentalist bin) was bedeutet, daß ich mich auf die kärglichen freiräume beschränke, in denen das meine absolute geltung haben darf. ich fliehe.

0 Gedanken zu „fundamental

  1. (8.8.05 12:51)
    der gedankengang ist mir absolut vertraut, ich stelle beinahe täglich fest, dass ich fundementalistisch eingestellt bin in gewissen alltagsfragen. besonders was das “in-die-gegend-werfen-von-bonbonpapier-und-leeren-alcopopsflaschen” betrifft, würde ich mich sogar als ökofaschistisch bezeichnen.

    (8.8.05 14:24)
    danke!
    bei mir ist es jegliche form von privatem kraftverkehr. aber dagegen handeln zu wollen ist schon ganz schön quixotesk.
    aber da du bonbonpapier erwähnst: der mann einer griechischen bekannten von mir (engländer der herkunft nach, aber seit vielen jahren in athen lebend) erzählte mir folgende kleine begebenheit: er habe beobachtet, wie an einer bushaltestelle in athen ein junger mann einen kaugummi auswickelte, sich in den mund schob und das papierchen dadurch entsorgte, daß er es an ort und stelle fallen ließ. (wie in allen zivilisierten großstädten, so gibt es auch in athen an bushaltestellen abfallkörbe. besagte haltestelle war keine ausnahme. der junge herr hätte nur einen schritt zur seite machen müssen). der bekannte erzählte weiter, er habe daraufhin den jungen mann angesprochen, und ihn gefragt, ob er finde, daß athen eine schmutzige stadt sei.
    die antwort: “klar. wieso?”

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