Grauenhafte Träume haben mich heute Nacht heimgesucht, und dann polterte auch noch ein Gewitter los. Schon wieder katastrophische Ereignisse, Leichenberge, kreischende Frauen — gräßlich. Entwand mich nur mit größter Mühe, strampelte viel, ehe ich schließlich wieder wußte, wer ich bin, und wo ich mich befand. Da war es draußen still, so entsetzlich still, daß mich wieder Angst anschwemmte. Als wäre tatsächlich alles tot, und draußen lägen nur noch zugerichtet die entseelten Leiber. So still! Vielleicht, da es gerade zwei Uhr war, eine Stunde, die ich sonst glücklich verschlafe. Kein Vogel. Kein Motorenlärm. Keine Schritte im Hof. Nur stummes Geflacker, das irgendwo in den Fernen geisterhaft blitzte und wieder erlosch, und der Hof erhellte sich und sank wieder ins Dunkel hinab. Die Schreie aus dem Traum hallten noch nach, die Bilder eines gesunkenen Schiffes, blitzhaft aufleuchtende und wieder von Wasserschwärze verhängte Anblicke von Gegenständen, die vielleicht Leichen waren. Ein Gang, eine Grube, ein Schacht? Zuletzt, kurz vor dem Erwachen, ein Bahnhof, auch hier viele Tote, halbversteckt, lagen da schon lange. Wir beide mußten ans Ende eines Bahnsteigs, um dort Bier abzufüllen, doch dazu mußten wir an den Kadavern vorbei, und … ich konnte nicht, konnte nicht. Aber es war doch meine Pflicht! Alle hatten es getan, und es gab keinen Weg, es nicht selbst auch zu tun, überall war die Erwartung, daß ich es tun müßte, daß ich mich nicht dieser Aufgabe, die alle andren auch auf sich genommen hatten, entziehen könnte. Aber alles in mir wehrte sich. Schon vermeinte ich, daß es nach süßlicher Verwesung röche — da erwachte ich strampelnd zu Fremdzimmerwänden, Stille und Wetterleuchten.

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