19. Juni. ein brief

Nein, ich war nicht in der Eifel ich war: zu Haus. Samstag lang lange schlafen, einkaufen, Essen machen, dann stundenlang die Vertracktheiten der lateinischen Syntax und Semantik in mich hineingefressen. Hoffentlich blieb genug hängen. Sonntag morgen war die Luft noch kühl, und ich hab mir den Luxus eines Frühmorgensumsiebenfröstelns gegönnt, bin raus mit dem Rad über Felder, durchs Grafschafter Ländchen, an dichtem Erdbeerduft vorbeibrausend, Fahrtwindgeklingel im Ohr, und fruchtansatztragende Edelobstplantagen hingen im Augenwinkel fest, Insekten verprallten auf der Haut, summten im Ohr, Licht stand hoch und blinzelnd flach zurückgeworfen auf der Straße: Die Sonne war schon lange auf den Beinen, doch die Luft noch verschlafen und erdfeucht und frisch. Getupf gebeugter Leiharbeiterrücken, mühselig mein späteres Frühstück sammelnd um geringen Lohn. Feudalherrengefühl schmückte mir die Sinne. Um neun wieder zu Hause, da war ich schon zwei Stunden unterwegs. Den Magen mit Haferflocken, Erdbeeren, Bananen und Milch besänftigt lockte dann das Bett noch einmal, und ich hab mich guten Gewissens dem Schlaf hingegeben.

Der Nachmittag ging mit Latein dem Abend entgegen, als das Telephon läutete und mich zu Weg und Besuch und Liegewiese lockte und rief.

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