Vielleicht der peinlichste Moment meines Lebens

Einst in meinem 14 Lenz, vielleicht war es sogar der 15. kam mein Vater abends zu mir ins Zimmer, mir eine gute Nacht zu wünschen, trat an mein Bett, ließ sich in die Hocke nieder und sprach: Mein Sohn … nein, so wars nicht, er sagte einfach, sinngemäß: Wenn ich mal nachts wach werden sollte und mein Bett sei naß, dann solle ich mich nicht beunruhigen, weil, das sei dann Samen. Er sage mir das, da er selbst zu seiner Knabenzeit furchtbar erschrocken sei; das wolle er mir ersparen.

Ich schluckte und nickte. Er verschwand.

Der Gute tat es in der besten Absicht, ich weiß, und leicht wird es ihm auch nicht gefallen sein. Ebensowenig wie seine eigene Pubertät leicht gewesen sein wird. Nur machte er meine eigene damit ein gutes Stück schwieriger, und außerdem kam er ein gutes Jahr zu spät; und auch sonst war seine aufklärende Beruhigung völlig überflüssig, denn ich habe mich nie über ein nasses Bett erschreckt. Dazu konnte es auch kaum kommen. Weil ich nämlich ein Taschentuch benutzte. Als mein Vater aufklärerisch in Aktion trat, da bestimmte ich schon lange selbst darüber, wann mein Bett wenn überhaupt naß werden sollte, indem ich der Spontanfreisetzung meiner Gameten meist zuvorkam. Da lag ich nun, zwar nicht hochroten Kopfes (dazu war ich viel zu panisch), wohl aber hämmernden Herzens. „Das ist dann Samen“, hallte es in meinem Kopf wieder. Ach nein, wirklich, ich dachte das sei Vanilleeis.

Das schlimmste aber war danach die Sorge, er könne das tun, worum ich sämtliche mir bekannten und unbekannten höheren Mächte bat, er möge es unterlassen: mich zu fragen, ob es denn schon soweit sei. Was hätte ich ihm da antworten sollen? „Weißt du, Papa, wenn man sich da unten anfaßt, das ist dann ein total schönes Gefühl, ja, und wenn mans richtig anstellt, dann …“? Ich war wochenlang in wilder Angst. Aber er hat geschwiegen.

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