Dreieinhalb Stunden halbverschlafene Zugfahrt durch Sonnenkanäle und neben schlammigem Glitzern her haben mich hier in diese mir plötzlich recht fremde und verstörende Runde gebracht. Allein war ich, und allein in Gedanken an Dich, bedachte und betrachtete, was wir gestern gesprochen haben, was wir heute einander geschrieben haben, was ich Dir übermorgen sagen will. Ich hätte so gerne einen ruhigen, sich bis in den Nachmittag gelassen dehnenden Morgen mit Dir, in Regen oder Licht, mit Stimmen von Vögeln oder Nebel vorm Fenster und dem Duft Deines Atmens unter meiner Haut.
Mein Vater zum Zerspringen gedeckelt und abgedämpft aggressiv, daß es mich selbst vom Stuhl wegreißen will, auf dem ich festgewurzelt ausharre, während das Bier im Kühlschrank kaltet. Meine Patentante plappert, die Großmutter zeigt eine Anhänglichkeit an ihren Enkel, die ich nicht vertrage. Das Begräbnis morgen erscheint mir wie eine zu spät gefeierte Feier, ein Nachtrag zu etwas, das schon längst abgeschlossen ist, eine schmerzvolle Fußnote, ein Zerwühlen, abermalig, eine Qual.
Sonntag endlich Aufbruch, das scheint in weiter Ferne. Das ganze lange Geratter und Gerüttel wieder rückwärts und diesmal mit noch größerer Ungeduld im Herzen … ich laß mich tragen und kann vielleicht wieder schlafen. Ich hätte so gerne einen Morgen mit Dir für uns allein.