Gestern ein Kurzflirt (wenn man das schon so nennen kann) mit C, was ungemein wohltut und mich für wenige kostbare Augenblicke schweben und heiter sein läßt. Wie immer bei solchen Gelegenheiten, wenn denn einmal meine sporadisch auftretende Schlagfertigkeit über mich kommt, überrascht sie mich selbst. Ich verfüge nicht über sie, sie ist wie etwas außerhalb meines Willens, Geistesblitz und Inspiration, als spräche nicht ich, sondern etwas in mir, ein kleiner Flirtsouffleur. Eine launische Gabe allerdings, auf die ich mich wahrlich nicht verlassen kann. Und so ist sie denn auch meist stummgeblieben im entscheidenden Moment.
Ich wünschte ich verstünde das Balzverhalten der Spezies, der auch ich angehöre. Man stelle sich ein Pfauenweibchen vor, das den Federkranz des Männchens zwar sieht, aber absolut nicht weiß, was das soll, weil sie nur einen bunten Kranz Federn sieht, wo andere Weibchen ein Zeichen wahrnehmen. Wie leicht wäre alles, verstünde ich die Sprache von Blick, Geste, Mimik, Lächeln und die wahre Bedeutung von Wann, Wie, Wo und Was des gesprochenen Wortes. Ich stochere nur darin herum, werfe zergrübelt Frage um Frage auf, und deute in einem fort die Symbole, wie eine Art Kabbala der Liebe, außerstande, die Zeichen auf Anhieb und unbewußt zu deuten. Ich muß alles zerpflücken. Während andere sich amüsieren und sich an den Gedichten des Flirtens erfreuten, bin ich der Germanistikprofessor, der diese fremde Lyrik Zeile für Zeile, Vers für Vers mit dem Skalpell sezieren muß, um ihr etwas zu entnehmen. Vom eignen Dichten ganz zu schweigen. Da bleibt nicht viel am Leben. Artfremd innerhalb der eigenen Art muß ich die Zeichen studieren wie ein Zoologe unter Pavianen, die alle wissen, was sie tun. Oder vielmehr, nicht wissen, was sie tun, und dann ist es das untrüglich richtige.