Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Barfüßige / Website (25.11.04 09:40)
es ist ein so wunderbares gedicht.
heilignüchtern, wer denkt sich denn heute noch ein solches wort aus in dieser schnörkellosen zeit.
schönen tag dir
B.
(25.11.04 12:15)
Nun, ich habe im Gegenteil den Eindruck, daß gerade unsere Zeit so übervoll von Schnörkeln und Manierismen und Gekreisch und Geplärre ist, daß einem schlecht davon werden könnte. Deshalb finde ich das Gedicht auch gerade sehr schlicht. Auch das schöne Wort “heilignüchtern” — das ist wirklich ein Wort mit Tiefe und kaum auslotbarer Bedeutung.
Was wird dagegen heute für ein lexikalischer Unsinn verzapft, da könnte ich schon wieder mit meiner “Lebensqualität” anfangen — aber ich lasse es. Ich gehe lieber noch ein wenig Hölderlin lesen.
Gruß Dir,
T.Th.
(25.11.04 15:12)
Hallo T.Th., ich meine etwas anderes. Ich meine den Wortschatz, er wird immer englischer, reduzierter, abgekürzter, eindimensionaler, langweiliger und kleiner. Da kann ich mich schon sehr darüber freuen, wenn mir am Tage einmal ein “heilignüchtern” über den Weg läuft.
Wenn Du ihn nicht schon kennst, könnte ich Dir noch Rainer Kunze als zeitgenössischen Dichter anempfehlen. Schön schlichtig ;o)
Beste Grüße
B.