Ohrwurm

Geht mir jetzt schon den vierten Tag im Kopf herum. Wispert zwischen den Schläfen. Läßt sich nicht abschütteln, überdecken, tilgen, wegreden, ablenken. Ist da und summt.

θα κεράσεις απ’το μέλι των ματιών σου

In die Räume Risse Ruhelosigkeiten hinein bleibt nur: Antwortworte verketten und weben und mir erflüstern und vorsagen, und hoffen, daß die Tage anders werden.

Auf einem Friedhof entdeckt. Da stehen wir, lesen und staunen in die Sonne hinein. Das ist mal wieder tiefschön und wundertraurig. Jede Bemerkung wäre überflüssig gewesen. Leider war ich leichtfertig und ein Knittern kam durch den Augenblick. Trotzdem … trotzdem was?

Trost

Unsterblich duften die Linden –
was bangst du nur?
Du wirst vergehn, und deiner Füße Spur
wird bald kein Auge mehr im Staube finden.
Doch blau und leuchtend wird der Sommer stehn
und wird mit seinem süßen Atemwehn
gelind die arme Menschenbrust entbinden.
Wo kommst du her? Wie lang bist du noch hier?
Was liegt an dir?
Unsterblich duften die Linden. –

(Ina Seidel)