Ein leiser Brandgeruch wie von Lagerfeuern läßt den Ort wiedererleben: ein kleiner Campingplatz in den Waliser Bergen, an einen Moränenwall mit tosendem Gletscherbach geschmiegt, im Schatten mächtiger Berge, unweit blauschillernden Eises. Gerüche hüllen mich ein, Fichtenzapfen, Harz, die Kühle, die vom Eis herabweht. Der Feuergeruch, so einer, wie damals aus den vielen Lagerfeuern des Platzes aufstieg und die abendkalte Luft würzte, wo immer ich ihn heute wahrnehme, reicht aus, mich zu entführen, und sogleich wandle ich wieder im lieblichen Ithilien, begleite edle Könige und tapfere Königstöchter in die Schlacht oder folge kleinen Helden über unwegsame Pfade, sehe den blütengekrönten Steinkopf des Königs vom letzten Sonnenstrahl getroffen werden; ich blicke auf zu den düster drohenden Gipfeln des Ephel Duath, zu den Wachfeuern entlang der Hänge der Ered Nimrais; höre den Anduin an den Stromschnellen brausen; blicke mit Gänsehaut von Osgiliath über den Strom in die Länder jenseits …; Namen und Orte tauchen auf und verzaubern mich aufs neue, dunkle und schöne Namen, Namen, die von Anmut und Herrlichkeit, solche, die von Verderben, Haß und Zerfall sprechen: Mindolluin, Minas Ithil, Ephel Duath, Cirith Ungol, Orodruin, Henneth Annûn …

Es ist nicht einfach mein Lieblingsbuch. Es ist ein Buch, dem ich viel verdanke. Nicht allein so ephemere Dinge (die damals gleichwohl bedeutend waren) wie meine Lateinnote, die sich nach den Sommerferien von einer äußerst knappen vier auf eine bequeme zwei besserte (es muß für meinen Lateinlehrer eine Wahnsinnsfreude gewesen sein; er gehörte zu denen, die die Hoffnung nicht aufgeben); nein, Wichtigeres stand auf dem Spiel: Hätte ich die in mir schlummernde Liebe zur Sprache je entdeckt? Hätte mir nicht ohne die frühe Entdeckung dieser Liebe ein eigenes Territorium, ein Rückzugsgebiet, ein Stolz gefehlt? Womit hätte ich ohne diese gegen alle Unbill schützende Begeisterung die schwierigen Jahre der Schulzeit, des Heranwachsens überstehen sollen, ohne Schaden zu nehmen? Auf welches Ureigene, mir nicht Absprechbare hätte ich mich berufen sollen, wenn ich meinen Sprachenfimmel nicht gehabt hätte? Auf welches Abgrenzungsmittel und Gegengewicht? Was hätte ich der Macht der Konformität (die nie meine Konformität war) entgegenzusetzen gehabt? Und hätte ich wohl ohne dieses Buch je das studiert, was ich dann später studiert habe? Wenn ich es nicht in einem Alter gelesen hätte, in dem sich viele Weichen stellen, ohne daß mans da schon ahnt: Ich wäre heute wohl nicht da, wo ich jetzt bin. Mein Leben wäre vermutlich völlig anders verlaufen.

Damals war es einfach nur ein spannendes Buch unter vielen spannenden Büchern, dessen wahre Bedeutung, dessen katalysatorhafte Wirkung auf mich mir nicht sogleich klar war, da es, abgesehen von der Lateinnote, erst später Früchte trug. Ich verschlang es, ohne viel darüber nachzudenken, wie ich so viele Bücher verschlang damals.

Heute treten mir sofort die Tränen in die Augen, wenn ich meine Lieblingsstellen wiederlese. Ich weine herzhaft, wenn Éomer seine bewußtlose Schwester auf den Pellenorfeldern findet. Ich heule wonnevoll, wenn die Wolken über dem belagerten Minas Tirith aufreißen und der Hahn den Morgen begrüßt. Ich vergieße wehmutsvolle Tränen, wenn es heißt, Abschied zu nehmen und das Schiff losmacht, hinausgleitet von den grauen Anfurten und langsam im Nebel verschwindet. Ich kann dieses Buch nicht mehr anders als mit tränenfeuchtem Auge zuklappen.

Es wird immer einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal haben.

And Éowyn looked at Faramir long and steadily; and Faramir said: “Do not scorn pity that is the gift of a gentle heart, Éowyn! But I do not offer you my pity. For you are a lady high and valiant and have yourself won renown that shall not be forgotten; and you are a lady beautiful, I deem, beyond even the words of the Elven-tongue to tell. And I love you. Once I pitied your sorrow. But now, were you sorrowless, without any fear or any lack, were you the blissful Queen of Gondor, still I would love you. Éowyn, do you not love me?”
Then the heart of Éowyn changed, or else at last she understood it. And suddenly her winter passed, and the sun shone on her. “I stand in Minas Anor, the Tower of the Sun,” she said; “and behold! the shadow has departed! I will be a shieldmaiden no longer, nor vie with the great Riders, nor take joy only in the songs of slaying. I will be a healer, and love all things that grow and are not barren.” And again she looked at Faramir. “No longer do I desire to be a queen,” she said.
Then Faramir laughed merrily. “That is well,” he said; “for I am not a king. Yet I will wed with the white Lady of Rohan, if it be her will. And if she will, then let us cross the River and in happier days let us dwell in fair Ithilien and there make a garden. All things will grow with joy there, if the White Lady comes.”
“Then must I leave my own people, man of Gondor?” she said. “And would you have your proud folk say of you: ‘There goes a lord who tamed a wild shieldmaiden of the North! Was there no woman of the race of Númenor to choose?’”
“I would,” said Faramir. And he took her in his arms and kissed her under the sunlit sky, and he cared not that they stood high upon the walls in the sight of many. And many indeed saw them and the light that shone about them as they came down from the walls and went hand in hand to the Houses of Healing.

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