E. kommt spät von ihren Eltern zurück. Geht ins Bad, poltert darin ausgiebig herum, Nägelknipsen, dann Duschwasser. Dann noch mehr Poltern, Handtuchrascheln, Zähneschrubben.
Endlich neben mir. Zerknüllte Stirn, die geschürzten Lippen, von denen abzulesen ich gelernt habe: die Aufgewühltheit, den Kummer, etwas stimmt nicht.
Stille Tränen sammeln sich im Augenwinkel. E.s Brauen sind zusammengezogen. Eine Träne tropft über die Nase aufs Kissen. Braucht dafür quälende Ewigkeiten. Es ist das stille Weinen, das ich schon kenne, das mich nicht mehr aus der Fassung bringt, das sie ab und an braucht, auch wenn es schon lange nicht mehr war. Nur daß ich jetzt sofort zu bestimmten Gedanken hüpfe, wie seit langem. Ahnt sie etwas? Ist es jetzt soweit? Und wieder einmal verfluche ich mich, so lange geschwiegen zu haben. Alle wirbeligen Ereignisse der letzten Wochen und Monate schießen im Kopf hin und her.
Eine zweite Träne. Ein trauriges Lächeln. Noch eine Träne. Naseschniefen.
Endlich der Satz: „Ich muß mal ein bißchen allein sein“
Sieht gerade so aus, als würde ein schwerer, und wohl notwendiger Entschluß, zu dem ich mich nicht habe durchringen können, plötzlich für mich gefällt. Erleichterung? Es tut weh. Damit habe ich nicht gerechnet. Plötzlich sind alle Räume kalt und leer um mich herum. War der Himmel gestern auch schon so blank?