7. Nachwelt

In einer Welt Lieder singen
– in dieser Welt Lieder singen –
in der die Sprache der Engel nicht mehr
verstanden wird,
muß sein,
als betrachte man den Duft einer Rose,
als wolle man den Sonnenuntergang riechen,
die Bäume wachsen hören.

Wie Splitter bleiben unsere Blicke haften
an der Welt, doch sind sie uneins,
doch will für uns sich eins in eines fügen.
Dazwischen müßte man sehen hinein,
in die eigne Blindheit, zwischen Blick und Blick,
ins Dunkle.

Hätten wir sie wenigstens einmal gesehen – wie schwer
viele uns das Leben, und wie süß
wär jeder Schritt und voll vom Ohnesie, und Schmerz und Mangel,
wie köstlich wäre es, sich nicht die Augen verhüllt zu haben,
mit ihrem Anschauen im Herzen weiter und weiter zu gehen, wie köstlich und schwer
ihnen nicht folgen zu können, zurückbleiben in der Welt ihres Fehlens,
übrigsein, ihnen verfallen sein, und doch gekettet unter den
Himmel, Erdschmerz im Auge:
Sie geschaut haben.

Und doch haftet ihr so etwas an, dieser Welt,
ein großes Nach, ein Dämmern, wie der
Schatten eines verjährten Traums. In den
Bächen ist es, und in jener Stunde, so schwierig zu kennen,
zwischen zwei Schnabelvoll Amsel, des Abends.
Wer aber erinnert sich? Sind wir es, die das Holde haben
schauen dürfen? Was erinnert sich in uns, wenn wir
das Durchziehende zu ahnen glauben?

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